Juliane Stadler Foto: Steffen Beck

Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ öffneten sich am Sonntag,  11. September, zum Tag des offenen Denkmals wieder bundesweit verschlossene Türen und dies bei freiem Eintritt. Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Ich habe mich auf den Weg gemacht, meine Heimatstadt Karlsruhe noch ein bisschen besser kennen zu lernen. Ausgesucht habe ich mir eine Führung durch die Baischstraße. Diese trug den Titel „Die Baischstraße – ein Juwel des Jugendstils“. Unter der ausgesprochen kompetenten und unterhaltsamen Leitung von Dr. Gerhard Kabierske ging es fast zwei Stunden darum, dieses einzigartige städtebauliche Ensemble aus der Zeit des Jugendstils zu erkunden. Denn trotz einiger Schäden aus dem 2. Weltkrieg ist die Baischstraße noch immer ein Gesamtkunstwerk – wenn auch mit Narben. Die Baischstraße ist eine Jugendstil-Siedlung von Hermann. Sie entstand zwischen 1900 und 1903, am westlichen Rand der Innenstadt, auf einem früheren Holzlagerplatz. In der Sackgasse und Privatstraße stehen fünf Häuser einander versetzt gegenüber – so dass der Blick aus jedem Haus ins parkähnliche Grüne führt.

Das Torgebäude am Kaiserplatz wirkt auch heute noch imposant, mit opulenten Verzierungen ausgestattet, gekrönt mit einer überlebensgroßen vergoldeten nackten Frau, die in Karlsruhe einst als „goldene Eva“ bekannt war. Der Straßenname bezieht sich auf den Maler Hermann Baisch. Die anderen Gebäude in der Baischstraße bestechen durch ornamentale Vielfalt und stilistische Unterschiede – statt wie im Klassizismus jedes Haus mit fast uniformartiger Fassade und Grundriss gleich zu erbauen, regierte hier die Fantasie und Diversität des Jugendstils: Üppige Ornamente, kunstvoll behauene, vergoldete Steine, bunt bemalte Schindelfläche und Dachuntersichten, farbenfrohe Kacheln, verwunschene Gärten schafften Abwechslung für das Auge. Jedes der Häuser fügt sich ins Ensemble, steht jedoch gleichermaßen individuell für sich selbst –  Treppenhaus, Farbglasfenster, Fassadengestaltung – nicht sollte sich wiederholen. Es lässt sich auch heute noch erahnen, wie der Künstler und Architekt Hermann Billing seine Kreativität hier nahezu frei auslebte. Erahnen lässt sich dies nicht zuletzt aufgrund ambitionierte Kunsthistoriker, wie unserem Stadtführer am „Tag des offenen Denkmals“, der es schaffte, fast 100 Zuhörer in den Bann der wundervollen, einzigartigen Architektur der Baischstraße zu ziehen.

David Bowie Foto" ist erschienen im Verlag Salz und Silber