Elbehof

Endlich erkennt die männlich dominierte Kunstszene, dass man alles „nicht männliche“ nicht länger ignorieren kann. In immer mehr Museum bestimmen auch Frauen, wo es lang geht, Künstlerinnen erhalten die ihrer Arbeit angemessene Würdigung in der Kunstgeschichte. Vielleicht auch, weil die Kunstgeschichte als Fach selbst immer „weiblicher“ wird.

Für viele Männer scheint die Akzeptanz der Weiblichkeit in den von ihnen lange dominierten Feldern immer noch die einfachste Variante zu sein – in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft glücklicherweise endlich vom Zwei-Schubladen-Denken der „Geschlechterfrage“ verabschiedet.

Zurück zur Kunst: „So viel Anfang“ heißt die neue Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe – und sie ist wegweisend in Sachen weibliche Kunstgeschichte. Die Ausstellung widmet sich Künstlerinnen der Moderne und ihrem späten, nach 1945 entstandenen Werk. 15 Frauen, die als Kunstschaffende lange Zeit unterschätzt wurden – und jetzt ihre absolut gerechtfertigte späte Würdigung erfahren. Darüber besonders freuen dürfen sich enthusiastische Sammler, deren Gemälde mit einer solchen neuen Wertschätzung natürlich auch einiges an Wert gewinnen. So ist sie eben, die Kunst!

Ella Bergmann-Michel, Helena Buchholz-Starck, Maria von Heider-Schweinitz, Hannah Höch, Grethe Jürgens, Ida Kerkovius, Lotte Laserstein, Margaret Camilla Leiteritz, Jeanne Mammen, Gabriele Münter, Hanna Nagel, Alexandra Povòrina, Louise Rösler, Marie-Louise von Rogister, Eleonora Rozanek sind die gezeigten Künstlerinnen – jede auf ihre Art relevant und für die europäische Kunst bedeutend. 15 Kunstschaffende – das bedeutet auch 15 Biografien, Sichtweisen, 15 künstlerische Handschriften, unterschiedliche Materialien, unterschiedliche Interpretationen von Kunst und ihrem Anspruch. Allein das macht die Karlsruher Ausstellung zu einem Erlebnis, wenn man sich auf die Frauen und ihre beeindruckenden Lebensgeschichten einlässt. Kriege, gesellschaftliche Hindernisse, familiäre Ansprüche – all das konnte sie nie davon abhalten, Kunst zu erschaffen: große, relevante und aussagekräftige Kunst. Denn der Wert der Kunst misst sich eben nicht immer in Verkaufserlösen, er misst sich auch an seinem Beitrag zur Geschichte – und den hat jede der 15 Frauen dieser Ausstellung mindestens genauso geleistet, wie die Künstler ihrer Zeit.

So viel Anfang!
Künstlerinnen der Moderne und ihr Werk nach 1945
Städtische Galerie Karlsruhe
25. November 2023 – 18. Februar 2024