Ich hatte unlängst das Vergnügen, an der ersten Online-Führung durch den Dom zu Speyer teilzunehmen. Und als ich so am Computer den virtuellen Gang durch die alten Gemäuer antrat wurde mir klar, das könnte so viel mehr sein als eine Corona-Alternative.

Ein weltweites Netz solcher Angebote – etwa aller UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten – könnte der Schritt zu einem niederschwelligen, fairen Kulturangebot sein, das den Weg in die historisch bedeutenden Orte unseres Planeten für noch viel mehr Menschen öffnen würde. Denn wenn ich für kleines Geld am Computer die Welt bereisen und die bekannten Monumenten dieses Planeten besuchen kann, bietet das auch für Menschen, die nicht reisen können – oder wollen – ganz neue Chancen.

Klar, das Angebot in Speyer ist quasi aus der Corona-Not heraus geboren und kann in vielerlei Hinsicht natürlich einen Besuch im realen Dom nur bedingt ersetzen, aber es birgt durchaus auch Vorteile. Per Computerführung kann der Blick auf die Details geschärft werden, denn mal ehrlich, ein Kapitel in 40 Metern Höhe lässt sich im Dom selbst nur schwierig en Detail bestaunen. Der Führer kann zudem alte Fotos, Gemälde und andere historische Materialien einspielen, die bei einer herkömmlichen Führung immer nur sehr schwer allen Teilnehmern zugänglich gemacht werden können.
Außerdem eröffnet sich das Angebot auf diese Weise auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen, denn die heimischen Computer sind meist auf die speziellen Bedürfnisse perfekt abgestimmt.

Und man muss wahrlich kein Computerexperte sein, um an einer Online-Führung teilzunehmen. Ist das Angebot gebucht, erhält man einen Link. Ist der einmal angeklickt, verläuft der Rest selbsterklärend – und ehe man sich versieht ist man in einem Zoom-Meeting mit dem Domführer und den anderen Teilnehmern. Ton aufdrehen oder Kopfhörer einstöpseln, und schon kann es losgehen. Wer Fragen hat, kann diese per Mikro während oder nach der Führung stellen, man kann sich aber auch – auf Wunsch auch anonym – einfach durch den Dom leiten lassen.

Ich habe mir schon während der Führung – von der ich übrigens absolut begeistert war – gedacht, wie toll es wäre, wenn ich auch andere berühmte Bauwerke so besichtigen könnte. Denn zu einer Reise um die Welt – selbst wenn sie trotz Corona wieder möglich wäre – fehlt mir leider einfach das Geld. Und so schwelge ich in Träumen, wie ich per Online-Führung ganz real und doch virtuell Monumente wie die Freiheitsstatue oder Machu Picchu zukünftig am Computer erleben und kennen lernen kann.

PS: Der Dom zu Speyer ist für Besucher und auch für Gottesdienste dank der Lockerungen der Corona-Verordnung wieder geöffnet, „richtige“ Führungen finden derzeit aber noch nicht statt.
Hier geht es zu den Online-Führungen im Dom zu Speyer