Ich liebe den Schwarzwald, das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass ich dort geboren und aufgewachsen bin, zum anderen aber auch der faszinierenden Geschichte dieser Region. Ein neues Buch aus dem Südverlag zeichnet jetzt genau das nach: Geschichte und Menschen im Schwarzwald. „Kämpfen. Leiden. Lieben – Leben im Schwarzwald von den Kelten bis ins 20. Jahrhundert“ heißt es, geschrieben hat es Thomas Binder.

„Kämpfen. Leiden. Lieben“ von den Schicksalen einfacher Menschen aus dem Schwarzwald: worüber sie sich freuten, was sie ängstigte, worauf sie hofften, woran sie glaubten oder was sie stark machte. Die Figuren sind historisch belegt, ihre Lebensgeschichten angereichert mit vielen Hintergrundinformationen. Ein Stück Regionalgeschichte – spannend umgesetzt anhand von Kategorien menschlichen Erlebens wie Liebe und Hoffnung, Vertrauen und Glaube.

Man sagt den Schwarzwäldern viele Charaktereigenschaften nach, aber für Romantik sind sie nicht gerade bekannt, nichtsdestotrotz kann das Buch auch mit einem Kapitel über die „Liebe im Schwarzwald“ aufwarten. Das erstaunt, was noch mehr erstaunt, dass man bis ins frühe Mittelalter zurückgehen muss, um einen Liebesbrief aus dem Schwarzwald zu finden. Denn, was danach kommt, ist eher ganz unromantisch von Pragmatismus geprägt. Eheverträge regeln Erbangelegenheiten, vor allem, wenn wohlhabende, verwitwete Bäuerinnen um ihr Überleben zu sichern so genannte „Nichtbauern“ heirateten. Nein, mit Romantik oder gar Liebe hatten Beziehungen im Schwarzwald meistens wenig zu tun, aber es gab Ausnahmen – höchst emotionale und tragische Ausnahmen, auch von denen berichtet das Buch.
Dazu liefert es auch Ausflugstipps, die man unbedingt in „Nach-Corona-Zeiten“ auf die „To-do-Liste“ setzen sollte.
Krankheiten, schwarze Magie, Armut – auch zum Fürchten gab es im Schwarzwald viel. Auch ich erinnere mich an die Geschichten, Sagen und Legenden aus Kindheitstagen, die mich stets an gewissen Orten erschaudern ließen und mir so manchen Ausflug ordentlich vergrätzt haben.
Und doch ist es eben einfach schön im Schwarzwald: Die Natur ist heir etwas ganz Besonderes, ja Einzigartiges – den Namen „Schwarzwald“ trägt dieses schöne Fleckchen Erde ja nicht umsonst. Dass es sich im Schwarzwald auch gut leben lässt, das wussten schon die Römer – ihre opulenten Badanlagen zeugen von frühen „Wellness-Kuren“ im dunklen Wald. Wein, Bier, Schnaps, der berühmte Schinken  und eine Torte von Weltruhm künden zudem von den kulinarischen Abenteuer zu denen der Schwarzwald einlädt.

Wir Schwarzwälder haben übrigens auch den Glauben – und auch den Aberglauben . an die Magie nie ganz aufgegeben. Schwarze Katzen, „Arme Sünder Blut“, magische Schätze – an vieles glaubt der Schwarzwälder auch heute noch, obwohl er sich meist auch als gläubigen Christen bezeichnen würde. Im Schwarzwald geht das, zu oft waren die Zeiten zu karg, als dass man sich nur auf einen Nothelfer verlassen konnte. Zu oft gab es große Unglücke, für die jemand verantwortlich gemacht werden musste – auch eine Art der Verarbeitung.
Etwa bei den über den Schwarzwald hinaus bekannten Flößern. Auch in meiner Heimat im Murgtal sind sie legendär – berühmt und berüchtigt. Sie waren meine Kindheitshelden, die Murg-Flößer. Schon früh, früher als alle anderen, haben sie die Welt gesehen – auf ihren Holzstämmen, die sie entlang der großen Flußrouten quer durch Deutschland und auch Europa transportieren.
Ihr Leben war pure Gefahr – und deshalb genossen sie die Zeit, die sie hatten umso mehr: Ihre wilden Feste, Alkohol-Exzesse und ihr bewegtes Liebesleben sind heute noch sprichwörtlich in der Region und weit darüber hinaus.
Wessen Neugier geweckt ist, sollte sich das kleine Büchlein von Thomas Bunder unbedingt als Einstiegsdroge nehmen – in den Zeiten der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen ist das zudem eine tolle Abwechslung vom langweiligen, häuslichen Alltag.
Danach sollte man dann unbedingt die Ausflugstipps des Buches befolgen und das Flair des „schwarzen Waldes“ unbedingt hautnah erleben.

Info:

„Kämpfen. Leiden. Lieben – Leben im Schwarzwald von den Kelten bis ins 20. Jahrhundert“ von Thomas Binder.

  • ISBN-13: 9783878001331
  • Südverlag
  • Bestellnummer: 9545416
  • Umfang: 210 Seiten
  • Sonstiges: etwa 30 Abbildungen