Es gibt so viel über Corona zu berichten – oder auch nicht: Aber wer hätte gedacht, dass das Virus bei aller Schädlichkeit für Mensch und Kultur auch etwas Positives bewegen kann – etwa bei der Digitalisierung und Modernisierung in den deutschen Museen.

Ein Beispiel: Während andere Museen schon lange wieder geöffnet sind – und bereits gut eingespielt im „Corona-Betrieb“ funktionieren, war das Historische Museum der Pfalz in Speyer bislang noch komplett geschlossen. Erst ab 5. September werden die Sonderausstellungen nach und nach – Corona-konform – wieder zugänglich gemacht.

Aber man war in hinter den dicken Museumsmauern keineswegs untätig, wie Direktor Alexander Schubert berichtet. Mit 225.000 Euro an Fördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz hat man nicht nur ein Sicherheits- und Hygienekonzept umgesetzt, auch ein museumseigenes WLAN wurde eingerichtet, so dass unter anderem Audio Guides auf dem eigenen Smartphone abgespielt oder Touchpads in der Ausstellung direkt vom Handy aus gesteuert werden können – das ist hygienisch und bringt das Museum auch in Sachen Digitalisierung und Nutzerfreundlichkeit einen großen Schritt voran.
Ansonsten setzt das Speyerer Museum auf bekannte Hilfsmittel: Besucherzähler überwachen die jeweils zugelassene Gästezahl, Einbahnstraßenführung durch die Ausstellung sichert Mindestabstände, Möglichkeiten zur Desinfektion der Hände, ein Umzug des Museumsshops in größere Räumlichkeiten.
Dass die Medicus-Ausstellung überhaupt noch gezeigt werden kann – und bis zum 13. Juni 2021 verlängert wurde, ist den guten Kontakten zu anderen Museen zu verdanken. „Es war überhaupt kein Problem, die Leihgaben zu verlängern. Wir sitzen ja alle im selben Boot, da hilft man sich – egal ob es der Louvre ist, die Uffizien oder das Historische Museum der Pfalz“, sagt der Museumsdirektor. Nicht ohne stolz nennt er die Speyerer Medicus-Ausstellung die „Ausstellung der Stunde – die wohl einzige europaweit mit solch aktuellem Bezug“.

Medicus goes Corona – Ausstellungskonzept angepasst

Denn, was bisher nur wenige Museen geschafft haben, ist in Speyer gelungen: Man hat die medizingeschichtliche Ausstellung „Medicus – die Macht des Wissen“ quasi tagesaktuell um das Thema „Corona – Epidemie – Pandemie“ erweitert. „An elf grün gekennzeichneten Stationen `stört` das Virus nun die Ausstellung  – wie es auch unseren im Alltag durcheinander bringt“, erklärt Wolfgang Leitmeyer, stellvertretender Museumsdirektor und Kurator der Medicus-Ausstellung, die Idee. Da gibt es Kunstobjekte, die sich mit Corona auseinandersetzen, Erklärungen und historische Bezüge zu mittlerweile alltäglichen Worten wie „Lockdown“, „Quarantäne“ oder „Epidemie“ aber auch Exponate, die den neuen Alltag mit dem Virus aufarbeiten – etwa die blau-weiße „Bayern-Maske“ von Markus Söder.

an elf neuen Stationen "stört" Corona die Medicus-Ausstellung ab 5. September

„Wir wollen einfach die aktuellen Vorgänge, die auch unsere Arbeit so massiv eingeschränkt haben, aufgreifen“, erklärt Leitmeyer. „Aber auch historische Bezüge schaffen. Denn Epidemien sind schon aus Mesopotamien bekannt und sind ein Problem, dass es gibt, seit es Städte und Menschenansammlungen gibt“, sagt er und ergänzt: „Es ist auch wichtig zu sehen, dass die Menschheit es bisher immer geschafft hat, mit solchen Krankheiten fertig zu werden, auch wenn es mitunter viele Opfer gekostet hat“.
Und so wird das Coronavirus und seine Auswirkungen in logischen und historischen Kontext gestellt mit Pest, Pocken, Seuchen und die historischen Reaktionen auf solche Schicksalsschläge.

Es empfiehlt sich bei bei einem Besuch übrigens der Kauf von online-Ticket, um Schlangen am Eingang zu vermeiden. Das geht hier!