Elbehof

„Niko Pirosmani ist mythenumwoben. Der georgische Künstler ist einer der rätselhaften Einzelgänger der modernen Kunst. Wie Van Gogh, Rousseau und Chagall gelang es ihm, Bilder zu malen, die von  Menschen auf der Straße ebenso geliebt werden wie von Avantgardekünstlern. Mit großer Empfindsamkeit verwandelte der autodidaktische Künstler Alltägliches in Außergewöhnliches. Oft blicken die würdevoll dargestellten Menschen und Tiere die Betrachtenden eindringlich und zugleich entrückt an. Dabei entwickeln sie in harmonischer Ruhe eine faszinierende Präsenz. In leuchtenden Farben auf schwarzem Hintergrund malte Pirosmani ikonische Bilder von glühender Intensität“, das schreibt das Museum Fondation Beyerler über den georgischen Maler, dem es im Jahr 2023 eine große Sonderausstellung gewidmet hat.

Schaut man mit den Augen eines „Kunsthistorikers“ oder „Kunsttheoretikers“ auf das Werk von Pirosmani, stimmt eigentlich fast gar nichts. Farbgebung, Perspektive, Motive – ich kann verstehen, dass man beim ersten Betrachten eher verstört, als begeistert ist und manchmal vielleicht sogar aus „Verlegenheit“ schmunzeln muss.

Pirosmani (1862–1918) ist eine Legende. Er ist einer der wenigen Künstler, die es schaffen, Betrachter nicht ausschließlich durch handwerkliche Begabung, sondern durch tiefe, intensive Emotionen zu fesseln. Seine Lebensgeschichte, seine tiefe Verwurzelung in der Heimat, seine Liebe zu den Menschen, den Tieren, der Landschaft gehen ans Herz und berühren die Seele. Ich kann Euch keine kunsthistorische Einschätzung zu Pirosmani liefern, denn das wird meiner Liebe zu diesem Künstler einfach nicht gerecht. Die Ausstellung in Basel geht am 28. Januar zu Ende, aber schaut Euch, wenn Ihr mehr wissen möchtet den Film „Pirosmani“ an. Der ist natürlich nicht strikt biografisch, wird Euch aber – wenn Ihr nur ein bisschen Herz und Empathie habt – mitnehmen auf eine unbeschreibliche Reise in Euer tiefstes Inneres.

Es gibt viele, die sagen, dass Pirosmani nicht richtig malen kann. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Jetzt wohnt Niko in einem Verschlag unter einer Treppe, ohne jegliche Einrichtung. Eines Tages kommt einer der beiden Künstler, die ihn schon einmal suchten und bringt ihm von seinen Kollegen eine kleine Summe Geld. Davon soll er sich Farbe und Material kaufen, damit er wieder malen kann, denn nur das kann ihn aufbauen. Als das nicht hilft, schließen ihn Freunde in einen Raum ein, in dem sich alles zum Malen befindet, was er braucht. Er schafft auch, ein großes Bild fertigzustellen, will aber keinen Dank, sondern geht zurück in seinen Verschlag unter der Treppe, um dort sterben zu wollen. Wikipedia

Man sagt Pirosmani habe sein gesamtes Hab  und Gut verkauft, um der von ihm geliebten Schauspielerin Marguérite de Sèvres eine Million Rosen zu schenken, ob das stimmt, weiß keiner. Aber er hat sie gemalt und seine unerwiderte Liebe in einem wundervollen Porträt festgehalten. Es gibt wenige Fakten zum Leben Pirosmanis, dafür umso mehr Legenden. Man weiß nicht, wo er begraben ist, und dennoch hinterlässt er bis heute Spuren in der Kunst. Nicht nur in seinem Heimatland Georgien erkennt man mittlerweile seine Bedeutung und sein unmessbares Talent – ich möchte, dass ihn jeder kennt – diesen liebenswerten Sonderling Niko Pirosmani.

 

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