Elbehof

Der französische Ausdruck l’art brut zu Deutsch etwa „rohe Kunst“ wurde von dem französischen Künstler Jean Dubuffet (1901 – 1985) geprägt. Der Begriff bezieht sich auf die Werke von Künstlern, die außerhalb der etablierten Kunstwelt und ihrer akademischen Struktur stehen. Menschen mit intellektuellen Einschränkungen oder psychischen Erkrankungen, verurteilte Straftäter, Obdachlose – in jeglicher Hinsicht Getriebene bestreiten diese wunderbar einfühlsame Ausstellung im Stockholmer Museum Millesgården. Viele der Künstler*innen agierten nicht nur außerhalb der etablierten und akademischen Kunstszene, sondern waren in jeglicher Hinsicht Außenseiter. Von der Gesellschaft verstoßen, zeigen die Kurzbiografien der ausgestellten Kunstschaffenden eindrucksvoll und auf bedrückende Weise emotional, dass aus „verstoßen“ oftmals „vergessen“ wird. So sind von einigen Künstler*innen Todesdaten unbekannt, Biografien nur bruchstückhaft überliefert.

Dieses „vergessen Sein“ und „verloren Fühlen“ spiegelt sich natürlich auch in den Werken wider – düster und dunkel manche, manisch-obsessiv andere. Es tuen sich dem Betrachtenden Welten auf, von denen man sich wünscht, nie hinein geblickt zu haben und doch sind sie zugleich von einer magischen Anziehungskraft beseelt.

Eine Ausstellung weitgehend unbekannter Künstler*innen, die ihre Bekanntheit meist nur dem großen Namen hinter der „Art Brut“-Bewegung zu verdanken haben, ihrem „Entdecker“ und – wenn man so will – Förderer Jean Dubuffet. Auch wenn dieser die rohe, ungeschulte Kunst der Außenseiter selbst – nicht ganz uneigennützig – als Inspirationsquelle nutze, verhalt er jenen Ungehörten und Ungesehenen doch zu ein wenig Respekt und Aufmerksamkeit.

Auch wenn der Umgang mit all jenen, die am gesellschaftlichen Rand stehen, ein anderer ist, lohnt es sich, diese Ausstellung anzuschauen und ein wenig der Schmerzen nachzufühlen, die diese Menschen erlebt haben müssen.

 

Die Ausstellung im Museum Millesgården in Stockholm ist eine Zusammenarbeit mit der Collection de l’Art Brut, Lausanne, Schweiz und ist dort noch bis 1. September 2024 zu sehen.