Juliane Stadler Foto: Steffen Beck
Am letzten Abend der Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ in der Halle02 in Heidelberg war die Werkschau des britischen Graffiti-Künstlers bis Mitternacht geöffnet. Untermalt von der Musik eines lokalen DJs hatten die Besucher noch einmal die Gelegenheit, die umfangreiche Ausstellung ausführlich zu begutachten. 
Dementsprechend groß der Andrang – auch zu später Stunde. Sonntag, 12. September, ist der letzte Öffnungstag der Ausstellung in Heidelberg.  Und dort gibt es sie alle, die berühmt-berüchtigten „Banksys“ – viele als Reproduktion, aber auch das entspricht ja irgendwie der Philosophie des anonymen Künstlers: Das Mädchen mit dem Ballon, Queen Bowie, Ratten, Affen und Smiley-Polizisten – man begegnet all den Ikonen der modernen Popkultur – geschaffen von Banksy.
Und natürlich bleibt Banksy auch nach dem Ausstellungsbesuch weiter ein Mysterium. Wer ist er, was ist er? Popstar, genialer Künstler, Marketinggenie – oder gar von allem ein bisschen?
Kommt er aus Bristol, aus London, aus Weston-Super-Mare oder New York – oder sind all diese Orte in Banksys Biografie und Karriere nur zufällig gewählt? Wir man je erfahren, wer der Künstler wirklich ist, würde uns dieses Wissen überhaupt etwas bringen? Oder ist Banksy gerade so faszinierend, weil er anonym und ein Phänomen ist, das seines Gleichen sucht?
Die Ausstellung selbst ist nett gemacht, da stört es nicht weiter, dass viele Werke nur Reproduktionen sind. Die Menschen freuen sich, „ihr“ Mädchen mit dem Ballon oder „ihren“ Smiley-Polizisten zu sehen. Denn längst schon haben Banksys Werke in Sachen Bekanntheit den Stellenwert der Van Gogh’schen Sonnenblumen oder der Mona Lisa. Da wundert es nicht, dass auch die „alten Klassiker“ nicht vom typischen „Banks“-Stil verschont bleiben. 

Und weil Fotografieren in der Heidelberger Banksy-Show ausdrücklich erlaubt ist, darf auch der eine oder andere Selfie vor den bekanntesten Graffiti- und Stencil-Klassikern nicht fehlen.

Die Werkschau startet mit Banksys ersten Werken aus den 1990er Jahren und ist erstaunlich aktuell – denn auch sein jüngstes Schaffen, das sich intensiv mit der Corona-Pandemie beschäftigt, kommt in der Werkschau nicht zu kurz. In sofern ein gelungener Rundumschlag, der dem geneigten Besucher jede Menge Möglichkeiten mitgibt, sich politisch – im Banksy-Style – zu positionieren. Sei es Corona, die Flüchtlingskrise im Mittelmeer oder der Kapitalismus als Gesamtphänomen.

Und das ist es, was Banksy, ob man seine Kunst mag – oder nicht, für uns alle liefern kann: Wichtige Denkanstöße, um unsere kranke Gesellschaft öfter und intensiver zu hinterfragen!