Im November wurde in Karlsruhe die Große Landesausstellung „Hans Baldung Grien. heilig | unheilig“ im Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann eröffnet. Ebenso ist die begleitende zeitgenössische Präsentation „Marcel van Eeden. Das Karlsruher Skizzenbuch“ zu sehen und im Kinder- und Jugendmuseum „Junge Kunsthalle“ gibt es begleitend zur Grien-Ausstellung das Projekt „Der Fall im Stall. Ein ungelöstes Rätsel“. 

Hans Baldung Grien – „Local Hero“ und „Weltkünstler“ 

60 Jahre sind vergangen, seit die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe die letzte und weltweit bisher einzige große Ausstellung zu Hans Baldung Grien präsentierte. Nun widmet sich das Museum erneut diesem außergewöhnlichen Renaissancekünstler mit lokalem Bezug – die Große Landesausstellung Baden-Württemberg wird bis 8. März zu sehen sein.

Rund 200 Werke des Künstlers und einiger bedeutender Zeitgenossen sind in der Ausstellung zu sehen, aus dem Bestand der Kunsthalle aber auch Leihgabe aus 13 Ländern und namhaften Museen wie dem Frankfurt Städel, dem Kunstmuseum Basel, dem Rijksmuseum in Amsterdam, der Londoner National Gallery, dem Louvre oder der National Gallery of Art in Washington. „Die lange Liste der internationalen Leihgaben zeigt, Baldung Grien ist ein Künstler, der mit seiner Biographie und seinem Werk tief in die Region verwurzelt ist, aber weltweit große Beachtung findet“, sagt Kurator Dr. Holger Jacob-Friesen uns betont damit, von welch großer Bedeutung die Karlsruher Ausstellung für die Kunstszene weltweit sein wird.

Geboren wurde Hans Baldung Grien vermutlich 1484 oder 1485 in Schwäbisch Gmünd, tätig war er in Straßburg, in Nürnberg – in der Werkstatt Albrecht Dürers – und in Freiburg, wo er unter anderem den Hochalter für das Münster schuf. Die Kunsthalle Karlsruhe besitzt eine der bedeutendsten Baldung-Sammlungen überhaupt und zeigt das Werk des Künstlers nun aus einem ganz neuen Blickwinkel. Da gibt es natürlich die historische Einordnung und den Vergleich mit Zeitgenossen wie Dürer oder Cranach, aber die Ausstellung gibt schon mit ihrem Titel „heilig | unheilig“ eine ganz neue Interpretation vor. Denn sie zeigt die Ambivalenz der Werke Griens, den schmalen Grat zwischen Religion, Satire und Anzüglichkeit, das Spannungsfeld zwischen Glauben und Aberglauben und die künstlerische Auseinandersetzung mit den Unterschieden der christlichen und weltlichen Ansichten. Erotik und tiefer Glaube liegen bei Hans Baldung Grien nah beieinander, viele Interpretationen tun sich erst auf den zweiten Blick auf, denn Griens Werke sprechen in jedem noch so kleinen Detail.

Und genau das macht die Ausstellung so spannend. Wer die Tiefe der Werke erspüren will, sich aber nicht als Kunstkenner oder Renaissance-Experte sieht, dem seien die zahlreichen Führungen und Veranstaltung im Rahmenprogramm der Ausstellung empfohlen. Und auch Kindern kann die häufig fremdartig wirkende Faszination der Renaissance „schmackhaft“ gemacht werden: Im Rahmen eines „Kriminalfalls – angelehnt an ein Schlüsselwerk des Künstlers. Ein Highlight und Erlebnis für die ganze Familie, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.