Juliane Stadler Foto: Steffen Beck
 

Meine Faszination für James Ensor rührt aus den 1990er Jahren. Ich war eine junge Studentin der Kunstgeschichte, die noch relativ wenig Ahnung von Kunst hatte und sich viel mehr für Partys, Musik und Konzerte interessierte als für ihre Vorlesungen.
1994 veröffentlichte eine meiner Lieblingsband einen Song mit dem Titel „Meet James Ensor“. Und ich wollte herausfinden wer dieser Mann, der angeblich „Belgium’s famous painter“ sein sollte, wirklich ist. Eine neue, ganz andere Leidenschaft für Kunst und Kunstgeschichte – nämlich die außerhalb der Universität – begann quasi mit diesem Lied und diesem Maler.

Umso mehr erfreute mich im vergangenen Jahr die Nachricht, dass die Kunsthalle Mannheim eben diesem James Ensor eine eigene Ausstellung widmen würde. Vorfreude einerseits und gleichzeitig dauerhaftes Bangen, ob das alles mit der Corona-Pandemie auch so stattfinden kann. Und diese Woche nun endlich die Fahrt nach Mannheim.

Im Jugendstilbau der Kunsthalle Mannheim – stilvoll und passend inszeniert – präsentiert sich die Ausstellung „James Ensor – Maler der Masken“. Das Schönste gleich vorweg: Ensor wird hier nicht – wie so oft – auf Masken und Totenköpfe reduziert. Auch seine Stillleben, sein Verhältnis zu seiner Heimat und seine ganz eigene Religiosität und sein Naturerleben finden Platz in der Mannheimer Ausstellung, die von Dr. Inge Herold kuratiert wurde. Neben Ensors Malerei sind auch zahlreiche Stiche, Drucke und Fotografien aus seinem Leben zu sehen.

Go & See

Ensor, der Sonderling und gleichzeitig von seinen Malerkollegen hoch geschätzte Künstler. Ensor, von den Nazis als „entartet“ abgestempelt, Ensor der Komponist, Ensor, der Zeit seines Lebens mit seinen Eltern lebte und nie eine Partnerschaft hatte, Ensor, der Wegbereiter der modernen Malerei – kaum ein Künstler bietet mehr Facetten und größere Spannungen als „Belgiens bekanntester Maler“.

Die Ausstellung in Mannheim könnt Ihr noch bis 3. Oktober besuchen, ich finde, man sollte sich dieses einzigartige Kunstevent auf gar keinen Fall entgehen lassen.

Zur Kunsthalle Mannheim geht es hier. Zu empfehlen ist auch die KuMa-App fürs Smartphone – zur Vorbereitung und Begleitung des Ausstellungsbesuchs.