Der Rummel um Banksy hat sich in Baden-Baden wieder gelegt, ins Museum Frieder Burda ist Ruhe eingekehrt. Grund genug, die Ausstellung „Die Brücke“ zu besuchen, die dort noch bis 24. März zu sehen ist.
Die Ausstellung
„Die Brücke“ ist eine Künstlergruppe, die sich 1905 in Dresden gegründet hat, die bis 1913 als Gruppe aktiv war und in der deutschen Kunst den Aufbruch in die Moderne eingeleitet hat. Gründer der Künstlergruppe waren die vier Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, weitere Mitglieder waren Max Pechstein, Otto Mueller und Cuno Amiet, kurzzeitig auch Emil Nolde und Kees van Dongen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 endete die Schaffensperiode des Klassischen Expressionismus, den die Brücke mit begründet hat.
Die Ausstellung in Baden-Baden zeigt 120 Werke der Brücke-Künstler, darunter viele Leihgaben aus dem Brücke-Museum in Berlin.
Die Werke
Viele Werke der Brücke-Künstler sind mittlerweile weltbekannt, auch wenn sie alle zu Lebzeiten mit Anfeindungen und Kritik an ihrem Stil zu kämpfen hatten. Während der Zeit des Nationalsozialismus galten expressionistische Bilder als „Entartete Kunst“. Die Ausstellung „Entartete Kunst“, die insgesamt rund 650 Bilder zeigte, bestand annähernd zur Hälfte aus Werken der Brücke-Maler.
Der Klassische Expressionismus wird häufig als farbenfroh bezeichnet – froh im eigentlichen Sinn sind nur wenige der Bilder, zumeist die, die während der Sommerfreizeiten auf dem Land entstanden. Viele Werke sind eher „farbmächtig“ – fast düster. Formen lösen sich auf, die nahezu fotografische Wiedergabe der Realität wird im Expressionismus abgelöst vom Ausdruck der Seele, von der Farbe und der Form, die den Geist der Objekte darstellen. Innerhalb der Brücke-Gruppe kann man die Entwicklung der wachsenden Abstrahierung gut beobachten: Farbe löst sich von der Realität, wird wilder und großflächiger eingesetzt, löst sich von der natürlichen Farbgebung des dargestellten Objekts – Form wird aufs Wesentliche reduziert.
Und auch die Seele des Malers selbst spiegelt sich in der Farbgebung der Brücke-Gemälde wieder: Von heiteren, fröhlichen Sommern auf dem Land hin zu gewaltigen, düsteren Stadtszenen aus dem wilden, modernen Berlin, wo Menschen zu Fratzen mutieren, wo die Umwelt aggressiv und angsteinflößend an den dargestellten Objekten zehrt.
Die Ausstellung im Museum Frieder Burda zeigt alle wichtigen Aspekte dieser künstlerischen Entwicklung, die verschiedenen Kernmotive der Gruppe – Landschaft, Stadt, Portrait, Akt – sind hier zu finden, klar sichtbar auch die Einflüsse anderer Kunstbewegungen – etwa der Fauvisten, des Kubismus oder des Futurismus.
„Farben sind die Freunde des Lebens“
„Es gibt wieder Licht noch Schatten. Einzig die Farben in ihrem Zusammenhang geben das Erlebnis. Alles ist Fläche. Rein spricht in dieser Fläche der geistige Wert der Farbe. Farbe und Form greifen organisch ineinander. Einfachheit, Ordnung und Klarheit bei allem Reichtum erzeugen eine neue Schönheit, die fähig ist alle Gestalten und Empfindungen des heutigen Lebens zu tragen“, schreibt Ernst Ludwig Kircher in seinen Davoser Tagebüchern.
Vieles, was die Brücke-Künstler auf die Leinwand gebracht haben, wirkt heute erschreckend zeitgemäß, aktuell und modern. Nicht nur künstlerisch legten sie den Grundstein für die moderne und zeitgenössische Kunst in Deutschland, oft scheinen ihre Darstellungen wie Prophezeiungen, Visionen, ein Blick in die Zukunft – in unsere Gegenwart.
Die Fakten:
Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt die Ausstellung „Die Brücke“ noch bis 24. März. Infos gibt es hier!