Elbehof

Das Werftgelände in Danzig (Gdańsk) ist ein Ort mit  bewegter Geschichte, in dem sich industrielle Tradition, politische Umbrüche und künstlerische Innovationen verbinden. Seine Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als hier unter polnischer Herrschaft die Königliche Werft (Królewska Stocznia) gegründet wurde. Sie diente der polnischen Krone als bedeutendes Zentrum des Schiffbaus und wurde im 17. Jahrhundert weiter ausgebaut, um die Flotte des Landes zu stärken. Später, unter preußischer und deutscher Herrschaft, wurde die Anlage zur Kaiserlichen Werft erweitert und entwickelte sich zu einem wichtigen Bestandteil der maritimen Wirtschaft in der Region.
Im 20. Jahrhundert nahm das Gelände eine zentrale Rolle in der polnischen Industrie ein. Die Danziger Werft (Stocznia Gdańska) wurde zu einem der größten Schiffbaubetriebe des Landes und erlangte weltweite Bekanntheit durch die Solidarność-Bewegung. In den 1980er Jahren wurde sie zum Schauplatz der Arbeiterproteste unter der Führung von Lech Wałęsa, die maßgeblich zum Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Polen beitrugen.Mit dem Niedergang der Werftindustrie in den 1990er Jahren begann die Transformation des Geländes. Verlassene Hallen und Industriebrachen wurden von Künstlern, Kreativen und Kulturinitiativen neu belebt. Heute ist das Werftgelände ein Hotspot für alternative Kunst, Musik und moderne Architektur. Street Art, Galerien und innovative Projekte lassen die einstige Industrielandschaft in neuem Licht erscheinen.


Ein herausragendes Beispiel für den Wandel des Areals ist das Europäische Zentrum der Solidarność (ECS), das 2014 eröffnet wurde. Es erinnert mit multimedialen Installationen und Ausstellungen an die revolutionären Ereignisse der Gewerkschaftsbewegung. Das historische „Tor 2“, das einst den Eingang zur Werft markierte, ist heute ein Symbol für Freiheit und Widerstand.
Die einzigartige Verbindung aus Geschichte, Industriearchitektur und zeitgenössischer Kunst macht das ehemalige Werftgelände zu einem kulturellen Anziehungspunkt. Hier treffen Vergangenheit und Zukunft aufeinander – ein Ort, an dem die Geschichte der Freiheit in neuen Ausdrucksformen weiterlebt – aber ein bisschen eben auch ein Lost Place, der vor sich hin stirbt und in seinem dekadenten Verfall seinen Besuchern ein ganz besonderes Schauspiel bietet.