Toujours Kultur – immer Kultur, immer noch Kultur: So heißt die Reihe mit der Karlsruher Veranstalter und Künstler gemeinsam versuchen, der Corona-Pandemie zu trotzen.
Toujours Kultur: Eigentlich ist alles wie immer – und doch ganz anders: Wir tragen Maske, hinterlassen unsere Adressen, sitzen brav getrennt an Gruppentischen, das Mitsingen und Tanzen explizit verboten. So sind sie nun mal, die Zeiten von Corona. Ehrlich gesagt, ich finde das alles nicht weiter schlimm – komme eh langsam in das Alter in dem man lieber gemütlich mit einem Glas Wein sitzt, statt wild durch die Gegend zu tanzen und mit lauwarmen Bier überschüttet zu werden.
Die Atmosphäre ist übrigens toll, die Menschen – trotz aller Vorschriften – extrem gechillt und relaxed. Ich möchte sagen, alle haben Spaß an diesem Abend. Und dafür sorgt kein geringerer als der großartige Bernd Begemann. Solo, so muss man sich um Abstände und Spuckschutz auf der Bühne keine Sorgen machen: Ein „Alleinunterhalter“ in Perfektion. Wenn man nicht mehr mitsingen darf, muss man eben mitmurmeln animiert er das Publikum, das zuerst nur schüchtern, doch bald mit wachsender Begeisterung und verbundener Vorsicht ganz dezent „mitmurmelt“. Karlsruhe halt – wo Recht, Zucht und Ordnung herrschen. In diesen Zeiten allemal besser als wilde Party und Gruppenknutschen auf „Malle“.
Und Bernd ist einfach ein Großer, da braucht man nicht mehr viel erzählen, nach all den Jahren – nennt es „Hamburger Schule“, nennt es „Crooner“ oder eben „Alleinunterhalter“ – der Mann hat es drauf, das wisst Ihr, das muss man Euch nicht sagen. Und wenn Ihr ihn nicht kennt, checkt ihn einfach aus auf Youtube oder so…
Und er passt auch irgendwie hervorragend in unsere Zeit – der gepflegte Nihilismus, gepaart mit ein bisschen Sarkasmus und Selbstironie – die darin stets mitschwingende Verzweiflung an den kleinen Dingen des Alltags und die Frage nach dem ganz großen „Warum überhaupt“ oder „Womit habe ich das verdient“
Die Veranstaltungsreihe Toujours Kultur ansich ist ebenso toll, wie der Abend mit Bernd Begemann. Große Kultur für kleines Geld, entspannte Atmosphäre auf dem Hof im „Alten Schlachthof-Areal“ – und das trotz Corona. Ein bisschen Abwechslung für die gestresste Bevölkerung und vielleicht/hoffentlich ein bisschen Hilfe für die angeschlagene Veranstaltungsbranche.