Frankfurter Hauptschule mit Capri Batterie

1928 wurde in Dresden auf dem Städtischen Ausstellungsgelände am Großen Garten das „erste Kugelhaus der Welt“ vorgestellt, Ideen und Pläne für kugelförmige Gebäude gab es aber schon im 18. Jahrhundert in Frankreich.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Dresdener Kugelhaus als „undeutsch“ angesehen und 1938 abgerissen. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg faszinierte die Idee der Kugel-Architektur erneut. Bestes Beispiel: das 1958 in Brüssel erbaute Atomium. Aber man muss gar nicht so weit reisen, um Kugelhäuser zu bestaunen. Denn die modernen Kugelhäuser haben ihren Ursprung in Jockgrim.

 

Johann Wilhelm Ludowici (1896 – 1983) aus Jockgrim war ein bekannter deutscher Industrieller und Erfinder. Im väterlichen Betrieb, den Ludowici Ziegelwerken, war er für eine Vielzahl von Innovationen in der Herstellung der bekannten Falzziegel verantwortlich. Ein eher dunkles Kapitel im Leben Ludowicis: Er war ein überzeugter Nationalsozialist und hatte im Dritten Reich eine hohe Stellung im Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK) inne.

Erfinder und Architekt

Nach 1945 wandte sich Ludowici dann der innovativen Architektur zu – unter anderem entwickelte er in den 1950er Jahren eben jene Kugelhäuser, die weltweit Beachtung fanden und ganz neue Utopien futuristischer Wohnkultur hervorbrachten. Prototypen des Kugelhauses hatten einen Durchmesser von bis zu 4,5 Metern und eine Außenhülle aus Stahl oder Beton. Im Inneren fand sich alles, was ein Zweipersonenhaushalt – nach den damaligen Standards – zum Leben brauchte: Küche, Bad und ein etwas größerer Wohn- und Schlafraum. Der Gedanke hinter der ungewöhnlichen Kugel-Konstruktion war es, günstige, leicht transportierbare und stabile Unterkünfte zu erschaffen, die etwa für Wachpersonal oder Montagearbeiter – aber auch in Katastrophen- und Kriegsgebieten einsetzbar waren. schaffen. Denn eine Kugel bietet in Relation zu Materialaufwand und Gewicht den großmöglichsten Raum und weist eine hohe Stabilität auf, so die Überlegungen Ludowicis. Der Erfinder aus Jockgrim konnte sich aber auch eine Verwendung für Kleinfamilien vorstellen. Die Kugeln sollten nach Wunsch des Erfinders irgendwann einmal in Serie gefertigt und dann per Lkw, Schiff oder sogar per Hubschrauber an die Nutzer ausgeliefert werden.

Ludowicis Idee setzte sich nicht durch, möglicherweise was das Kugelhaus seiner Zeit zu weit voraus oder schlichtweg zu abstrakt. Zu einer Serienfertigung kam es nie, vielmehr blieb es bei einigen Prototypen, von denen heute nur noch wenige existieren. Ein restauriertes Kugelhaus aus Metall findet sich in Jockgrim, beim ehemaligen Ludowici Ziegelwerk – dem heutigen Ziegeleimuseum. Ein weiteres, weitaus weniger bekanntes und fast verfallenes Kugelhaus aus Schwerbeton ist am Rand einer Kiesgrube am Altrhein in Neupotz zu finden.