Elbehof

Freckenfeld.  Wer hätte gedacht, dass man mit Alkohol – außer ihn zu trinken noch jede Menge andere tolle Dinge machen kann. Beispielsweise Kunst. Sara Braun aus Freckenfeld trinkt den Alkohol nicht, sie vermalt ihn. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Landau malt mit Alkoholtinte. Ein Hobby, das in Deutschland noch recht unbekannt ist – in den USA aber schon seit einigen Jahres ein absoluter Trend auf Instagram. „Ich schätze, dass es in Deutschland so an die 12 Menschen gibt, die mit alcohol ink arbeiten. Wir sind gerade erst dabei, uns über die Sozialen Medien zu finden und zu vernetzen. Das ist hier bei uns wirklich noch etwas ganz Neues“, berichtet die Pädagogin, die ursprünglich aus Bayern stammt. Über andere künstlerische Hobbys, wie Handlettering und Basteln mit Epoxidharz, ist Sara Braun 2019 zum Malen mit Alkoholtinte gekommen. „Die habe ich zuerst nur zum Färben des Epoxidharzes benutzt. Dann habe ich das Malen auf Instagram gesehen – die Spontaneität, das Intuitive daran, haben mir sofort gefallen. Auch die Farbigkeit hat mich sofort begeistert“, sagt die Freckenfelderin, die mittlerweile ihr Wissen auch in Kursen weitergibt. Alkoholtinte kann man in jeder gut sortierten Kunsthandlung kaufen, die Fläschchen mit der Farbe verwendet man eigentlich zum Nachfüllen für Marker und andere Stifte, mit reinem Alkohol auf Kunststoff verwandeln sich die farbigen Flüssigkeiten jedoch blitzschnell in echte Kunstwerke. 

Man trägt ein paar Tropfen der Tinte auf die Kunststofffläche auf, gibt ein wenig Alkohol dazu und kann dann durch Bewegen des Blattes oder durch Pusten kleine Kunstwerke und phantasievolle Farbverläufe erschaffen. Arbeitet man großflächiger oder detaillierter, kann man statt des eigenen Atem auch einen Föhn verwenden. Das wichtigste ist, dass die Kunststoffoberfläche die Tinte nicht aufsaugt, so lässt sie sich – obwohl extrem schnell trocknend – mit dem Alkohol als Lösungsmittel immer wieder verflüssigen und neu gestalten. „Der ganze Malprozess ist sehr intuitiv und lädt zum Beobachten ein. Damit eignet sich das Gestalten mit den Farben auch im therapeutischen Kontext“, sag die Pädagogin, die auch systemische Coachings durchführt.

Intuitiv und therapeutisch

Was entsteht, sind intuitive Farbenspiele – abstrakt, phantasieanregend, kreativ, die als Kunstwerk an der Wand wirklich was hermachen. „Auch als blutiger Anfänger kann man mit Alkoholtinte wundervolle Bilder schaffen. Außerdem ist das Medium auch für Menschen geeignet, die gerne mal kreativ werden möchten, aber vielleicht nicht so super zeichnen können oder wollen“, ist sich Sara Braun sicher. Und sie hat nicht Unrecht, denn während unseres Gespräches sind quasi ganz nebenbei zwei tolle Kunstwerke entstanden – allein mit Tinte, Alkohol und Atemluft. Das Malen mit der Alkoholtinte hat etwas sehr Beruhigendes und zugleich Anregendes – der künstlerische Prozess selbst ist ungemein relaxt, da es kein „Vermalen“ – kein richtig oder falsch – gibt. Das Betrachten des entstehenden Kunstwerkes regt die Phantasie und Vorstellungskraft an. Ein bisschen wie beim Wolkenschauen ergeben sich ganz plötzliche Elemente, die an Objekte erinnern, das Abstrakte in die Gegenständlichkeit wenden und Blickwinkel und Blickbeziehungen entstehen lassen. Ein wirklich spannendes und kreatives Hobby.

Wer mehr über das Gestalten mit Alkoholtinte (alcohol ink) wissen möchte, findet erste Infos in den Sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #alcoholink oder auf der Internetseite von Sara Braun
David Bowie Foto" ist erschienen im Verlag Salz und Silber