Für Comicfreaks, die Manhua nicht nur anschauen, sondern auch verstehen wollen, gibt es die erfolgreichste chinesische Comic-Reihe „Die Klingen der Wächter“ jetzt auch auf Deutsch.

Für alle, die hier nur Chinesisch verstehen sei kurz erklärt: Manhua ist der chinesische Begriff für Comics, außerhalb Chinas wird der Begriff für Comics aus China verwendet – ähnlich den aus Japan bekannten Mangas.

„Die Klingen der Wächter“ von Xu Xianzhe ist eine der im asiatischen Raum bekanntesten Manhua-Reihen. Die Handlung spielt im historischen China des Sui-Dynastie – im frühen siebten Jahrhundert, die Charaktere orientieren sich an realen Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte. Und diese Vorabinformation empfinde ich als relativ wichtig, um den Comic zu verstehen, denn der kommt ganz schön tiefgründig und vielschichtig daher.

Der erste Eindruck: Man liest von „hinten nach vorne“ – für Manga-Fans nichts Neues, für den europäischen Vielleser eher ungewohnt. Der zweite Eindruck: „Wow, ist das düster“! Kommt ein Mann mit einem „Kind“ in einen Raum…. – mit dieser Szene können große Geschichten anfangen und was das Erzählpotenzial betrifft, enttäuscht „Die Klingen der Wächter“ nicht. Die großen Gefühle der Menschheit in hoch emotionale Bilder verpackt – wer sich auf den ungewohnten chinesischen Pathos einlässt, darf sich auf eine spannende, historisch angehauchte Actiongeschichte freuen, die mit den ganz großen ihres Genre durchaus mithalten kann.

Brutale Waffen, fiese Dämonen, intelligenter Wortwitz, wenn Held Daoma loslegt, kann man sich der außergewöhnlichen Magie kaum entziehen. „Die Klingen der Wächter“, sie faszinieren, ziehen in ihren Bann, wer den ersten Teil gelesen hat, wird kaum auf die Folgebände verzichten können.

Denn Xu Xianzhe, der Star der chinesischen Comic-Szene, schenkt uns ein echtes Abenteuer, es steht uns frei, aufzuspringen und mitzureisen – durch die fremdartig schöne Welt der chinesischen Vergangenheit. Die Zeichnungen von martialischer Schönheit, die Geschichte eine, wie sie überall spielen könnte – eine Geschichte, in der Idealismus auf Nihilismus triff, in der sich Weltanschauungen, Moralvorstellungen, Gut und Böse duellieren. Ob am Ende das Gute siegt – nun, warum sollte man das verraten?

Epilog

Ehrlich jetzt, wenn dieser Corona-Lockdown zu irgendetwas gut ist, dann doch dazu, neue Welten zu entdecken, Grenzen zu überschreiten und in Gedanken zu reisen. Hätte ich mit Anfang des Jahres vorstellen können, dass ich jemals einen Comic lese, dazu noch einen aus China? Die Antwort ist Nein, aber ich bereue nicht, dass ich es getan habe, denn nur ein Narr ist eingesperrt, wenn er das Haus nicht verlassen darf.

Glaubt man übrigens dem Schweizer Verlag „Chinabooks“, der die Reihe auf dem europäischen Markt vertreibt, sind eine Animationsserie und eine Realverfilmung zu der Reihe bereits in Planung – man darf also gespannt sein, wann auch Hollywood sich der „Klingen der Wächter“ annimmt.