Elbehof

Zwei Frauen Anfang 20 verschwinden 2014 während einer Wanderung spurlos im Dschungel von Panama, erst Monate später findet man einige wenige Knochenfragmente, die nach aufwändigen forensischen Tests den Studentinnen zugeordnet werden können.

 

 

Der mysteriöse Tod von Lisanne Froon (22) und Kris Kremers (21) im Nebelwald von Boquete ist wohl einer im Internet meist beachteten „True Crime“-Fälle und Cold Cases unseres Jahrhunderts. War der Tod der zwei niederländischen Studentinnen auf einer Wandertour entlang des legendenumwobenen „Pianista Trails“ 2014 ein tragischer Unfall oder doch ein unfassbar grausames Verbrechen? Unzählige Podcast, Videos und Blogs befassen sich mit dieser Frage. Gruselige Fotos, unzählige unbeantwortete Fragen und unerklärbare Geschehnisse um die zwei jungen Frauen machen den Fall zu einem der „beliebtesten“ unter den True Crime-Fans. Über die Jahre beschäftigen sich immer mehr selbst ernannte Experten mit dem Cold Case und entwickeln verschiedene „Foul play“- und „Lost-Theorien“.

Da bleibt es nicht aus, dass sich viele Falschmeldungen, Gerüchte und kühne Interpretationen des Geschehens rasend schnell in der Community verbreiten. Zwei deutsche Journalisten haben sich 2024 – im zehnten Jahr nach dem tragischen Tod der beiden Reisenden – die Mühe gemacht, und den Fall noch einmal in einem Buch komplett neu aufgerollt und akribisch analysiert. Christian Hardinghaus und Annette Nenner versprechen mit „Verschollen in Panama – die wahre Tragödie vom Pianista Trail“ keine endgültige Lösung des Falles um Lisanne Froon und Kris Kremers – die scheint 10 Jahre nach dem Tod der zwei Frauen auch alles andere als einfach. Jedoch räumen die beiden Investigativautoren mit einigen Gerüchten und Unwahrheiten auf. Nenner reist selbst nach Panama, wandert auf den Spuren der Studentinnen, spricht persönlich mit Zeitzeugen und geht mit dem Tourguide Feliciano Gonzales, einem Hauptverdächtigen vieler True Crime-„Experten“ auf Entdeckungsreise in den panamaischen Dschungel und entdeckt dabei schnell, er kann weder der Mörder der beiden Holländerinnen gewesen, noch an der Vertuschung eines möglichen Verbrechens beteiligt gewesen sein.

Das Buch „Verschollen in Panama“ stellt sich als ausgesprochen feinfühlige Fallanalyse dar, ohne dabei langweilig zu sein. Die Autoren zeigen Kenntnis und geben an, die über 3.000 Seiten langen Gerichtsakten ausführlich studiert zu haben. Fernab von der sonst oft spürbaren Sensationslust analysieren sie Fakten wie die bekannten Nachtfotos oder das Schwimmfoto und die Anrufprotokolle der beiden gefundenen Mobiltelefone – und auch wenn sie dabei keine bahnbrechenden Neuigkeiten herausfinden können, schaffen sie es doch auf eindrucksvolle Art und Weise altbekannte Thesen, was im Dschungel von Panama geschehen sein könnte, zu entkräften, Verdächtige zu entlasten und so manche „spektakuläre Entwicklung“ der vergangenen Jahre als Fantasie und Sensationsgeilheit bloßzustellen.

So entlarven sie einige in der Community bekannte und geschätzte selbsternannte Experten und Internet-Ermittler als Hochstapler, Lügner und Manipulatoren – ohne sich selbst und ihre eigene Arbeit unnötig in den Vordergrund zu stellen. Das Buch „Verschollen in Panama“ ist trotz seiner Sachlichkeit oder gerade deswegen unfassbar spannend und angenehm zu lesen. „‘Verschollen in Panama‘ ist eine Hommage an die unermüdliche Suche nach Antworten, eine Denkschrift für zwei Leben, die viel zu früh endeten, und ein Muss für alle, die sich für wahre Kriminalfälle und ungelöste Rätsel interessieren“, sagen die Autoren selbst über ihr Werk.

Info:

„Verschollen in Panama. Die wahre Tragödie vom Pianista Trail“
Books on Demand, 322 Seiten, Paperback
ISBN: 978-3-75832-194-8